Sein Vater war eine interessante Figur: ein Teilzeitskilehrer, der Priester werden wollte. "Aber dann kam ich dazwischen!", lacht Paul Plut. Statt mit Kirchenliedern machte er ihn also mit Pink Floyd vertraut: "Im Keller hatte er einen alten E-Bass stehen samt Wish You Were Here-Notenbuch. Shine On You Crazy Diamond war meine erste Erfahrung als Musiker."

Der Sänger, Musiker und Komponist Paul Plut mit Ursula K. Le Guins
Der Sänger, Musiker und Komponist Paul Plut mit Ursula K. Le Guins "Freie Geister".
Foto: Manfred Rebhandl

Er selbst widmet sich während seiner Väterkarenz mehr als Vorleser denn als Musiker den zwei kleinen Kindern und macht sie mit Die große Frage von Wolf Erlbruch vertraut, "in dem verschiedene Charaktere erzählen, worum es im Leben geht. Der Soldat: ums Gehorchen. Der Bäcker: ums Früh-Aufstehen. Der Tod: darum, das Leben zu genießen." Das fällt ihm manchmal schwer, das Treiben der Menschen stimmt ihn durchaus pessimistisch. Da war er froh, dass ihn Donna Haraway in Unruhig bleiben auf die Sci-Fi-Autorin Ursula K. Le Guin aufmerksam machte. Das Wort für Welt ist Wald war seine erste Begegnung mit ihr, von Freie Geister schwärmt er: "Ein Teil der turbokapitalistischen Erde gründet auf einem eigentlich unbewohnbaren Planeten eine Weltordnung nach einem anarchistischen Prinzip und stellt Fragen wie: Könnte Anarchismus in einem Familienkontext funktionieren? Wie geht man mit geistigem Eigentum um?" Solch utopische Szenarien geben ihm Hoffnung, auch das spannende Sci-Fi-Element kommt nicht zu kurz. "Allerdings anders als sonst, wo immer ein Held kurz vor der Katastrophe seinem Vater einen spitzen Gegenstand in die Gedärme rammt, um die Apokalypse abzuwenden."

Ideen, Gedanken und Zitate auch aus diesem Buch hat er auf Zettel übertragen, die er in Kuverts aus Pergamentpapier steckt. Inspiriert vom Soziologen Niklas Luhmann sammelt er diese Zettelwirtschaft in einem Karteikasten. "Wenn sich etwas Passendes angesammelt hat, lege ich mir fünf Zettel hin und zünde mir eine orthodoxe Gebetskerze an." Die brennt dann 20 Minuten lang, und dabei entsteht, was er ohne Social-Media-Wahnsinn unter die Leute bringen möchte: seine Lieder. (Manfred Rebhandl, 4.5.2024)